Du sitzt im Kart, hast die ersten paar Runden hinter dir und möchtest jetzt wissen warum die anderen auf der Bahn dich schon zweimal überrundet haben?

OK, weiter im Text. Es wird zwar jeder nach Gewicht und Körpergröße, Fahrstil und technischen Fertigkeiten mehr oder weniger abweichende Linien fahren, generell versucht jeder immer so schnell wie möglich zu fahren und dabei die kürzeste Strecke zurückzulegen. Bremsen und Umwege kosten Zeit und sollten daher vermieden werden. Ich werde hier daher ein paar Allgemeinplätze verbreiten...

Figur hat man oder nicht...

Leichtere Fahrer können auf der Graden besser beschleunigen da sie nicht so viel Gewicht in Bewegung setzen müssen, schwerere Fahrer kommen zwar nicht so schnell in Wallung bringen aber naturgemäß mehr Gewicht auf die Reifen und haben daher besseren Grip. Das Kart wird also in der Kurve besser zu fahren sein. Beim Bremsen haben beide ihre Probleme: Der leichte Fahrer muss zwar weniger Gewicht abbremsen, da aber weniger Grip ist die Bremswirkung nicht ganz optimal. Die Bauchträger haben zwar eine bessere Bremswirkung müssen aber auch mehr Kilo negativ beschleunigen. In beiden Fällen kann dies bei zu heftigem Treten des Bremspedals zu einem Ausbrechen des Karts führen. Wie schon angeführt muss man sich an diesen Punkt bei jedem Kart neu herantasten. Generell geht hieraus hervor das die Federgewichte auf Bahnen mit vielen Graden und wenigen oder unkomplizierten Kurven im Vorteil sind, die etwas massigeren Fahrer auf kleinen engen Bahnen mit engen Kurven. Klingt seltsam, ist aber so.

Du fährst jetzt Kart

Schon mal Motorrad gefahren? Gut, vergiss alles was du da gelernt hast!
Beim Kartfahren hast du zwar auch 'nen Helm auf dem Kopf und der Motor klingt auch ähnlich, aber in die Kurve legen ist nicht. Wenn ich eh nur 50 Kilo auf die Waage bringe, und das auch nur mit dicken Socken, ist es eigentlich egal, wohin ich mich neige da der Effekt nur minimal ist und gegen Null tendiert, ist mehr Gewicht vorhanden (dann liegt der Schwerpunkt meist auch ein paar Zentimeter höher) macht es aber etwas aus. Indem ich aufrecht sitzen bleibe oder mich gar in der Kurve ein wenig nach außen lege bringe ich mehr Gewicht auf die äußeren Räder, hauptsächlich auf das äußere Hinterrad. Dieses hat dadurch mehr Grip und wird nicht so schnell durchdrehen oder gar wegrutschen. Die Betonung liegt hierbei auf "ein wenig", größere Turnübungen auf dem Kart bringen zwar im Einzelfall minimal mehr Grip, da man dabei aber in der Regel nicht mehr so sauber fährt verliert man dadurch nur.

Reifen quietschen nicht von allein

Und wo wir grad beim Verlieren sind: Driften macht zwar Spaß, kostet aber in den meisten Fällen unnötig Zeit. Es gibt Ausnahmen, Kurven die einfach so blöd geschnitten sind das man mit einem kurzen Drift Zeit sparen kann, In der Regel ist es aber besser immer Zug am Rad zu haben, also das Kart entsprechend abgebremst in die Kurve zu lenken und dann mit Vollgas aus der Kurve herauszubeschleunigen. Man kann so auf der folgenden Graden einfach eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen.

Physik, oder Schule macht doch Sinn

Ein Kart hat kein Differential. Was sollen uns diese Worte sagen? Nun, ein Kart ist eigentlich zum Gradeausfahren gebaut da sich die (Hinter-)Räder immer mit der gleichen Geschwindigkeit drehen, im Gegensatz zum Auto wo dies durch das Differential ausgeglichen wird. Fahre ich mit meinem Kart um die Kurve müssen die äußeren Räder eine längere Strecke zurücklegen als die inneren, sie sollten sich also eigentlich minimal schneller drehen. Da sie dies bei einem Kart nicht können reißt ab einem bestimmten Punkt die Haftung ab und sie drehen durch. In der Regel betrifft dies das äußere Hinterrad, und wenn es passiert rutscht das Heck des Karts mehr oder weniger unkontrolliert nach außen. Man dreht sich.

Ideal wäre es also immer grade aus zu fahren. Da dies auf einer Kartbahn nicht geht - und auch langweilig ist - muss man den optimalen Mittelweg finden zwischen "soviel wie möglich grade aus fahren" und "ich möchte keine Umwege fahren".

Das Thema kürzeste Strecke und dabei höchste Geschwindigkeit ist da schon deutlich komplexer. Kürzeste Strecke würde bedeuten: Immer grade Linie fahren und "gaaanz" innen um die Kurven herum. Jeder der in Physik mal aufgepasst hat weiß das spätestens das ganz innen um die Kurve fahren nicht mit hoher Geschwindigkeit vereinbar ist, hierfür müsste man fast auf Null runterbremsen, wenn es den überhaupt geht. Man muss also auf jeder Bahn die berühmte "Ideallinie" finden. Der einfachste Weg dies zu tun ist: Abkucken und Fragen.

In den meisten Fällen sieht die dann so aus das Kurven recht weit außen angefahren werden, man im Kurvenscheitelpunkt (meist die Mitte der Kurve) ganz dicht an der Innenbande ist und dabei aber auch schon wieder herausbeschleunigt und am Ende der Durchfahrt wieder recht weit außen landet. Diese Linie mag von Fahrer zu Fahrer etwas abweichen (siehe oben) ist aber generell gültig. Ob man vor der Kurve abbremsen muss und wie stark, oder ob es langt nur kurz vom Gas zu gehen, oder ob man die Kurve möglicherweise sogar einfach mit Vollgas fahren kann hängt neben der Kurve und der körperlichen und technischen Ausstattung des Fahrers auch vom Kart ab. Hat man einen "Kurvenhasser" erwischt mag es auch bei einer sonst mit Vollgas fahrbaren Kurve nötig sein sich kurz mit dem Gedanken an die Bremse zu beschäftigen oder zumindest den Gasfuß kurz zu lüften.

Sobald du dich in dem Kart einigermaßen wohl fühlst such dir einen anderen Fahrer der schneller ist und versuche ihm hinterher zu fahren. Du wirst am Anfang den anderen möglicherweise nur für ein paar Runden, oft sogar nur für ein paar Kurven sehen, achte also darauf wo und wie er fährt. Versuche die Kurven auch so zu fahren. Es wird etwas dauern bis du das sauber hinbekommst, lasse dich also nicht von Drehern oder ähnlichen Dingen entmutigen, das ist am Anfang normal und wird dir auch später immer mal wieder passieren. Und lasse dich in den Pausen auf die üblichen Fachsimpeleien bei Apfelschorle und koffeinhaltiger Brause ein. Die meisten Fahrer sind da sehr hilfsbereit und geben gern den einen oder anderen Hinweis wie man wo fahren sollte. Oft enden die ersten Versuche dann wieder mit Drehern oder Besuchen in den Reifenstapeln, aber nun "erfährt" man sich Stück für Stück seine Strecke und wird dann auch relativ schnell feststellen dass die Rundenzeiten sinken. Und sobald man einen bestimmten Punkt erreicht hat fallen auch die Überrundungen weg was sich nochmal positiv auf dem Zeitkonto bemerkbar macht.

Eine Kurve die stärkeres Abbremsen erfordert macht meist auch größere Lenkbewegungen nötig. Man kann natürlich versuchen in einem sauberen Bogen um die Kurve zu fahren, besser ist es aber das Abbremsen mit einer stärkeren Lenkbewegung zu verbinden. Dieses Einlenken kann noch während der Abbremsphase stattfinden oder auch daran anschließen. Die zweite Variante ist leichter zu handhaben kostet aber ein wenig Zeit. Sobald man sich jetzt dem Scheitelpunkt der Kurve nähert zielt man mit seinem Kart auf einen Punkt auf der gegenüberliegenden Bande und tritt das rechte Pedal durch. Man gewinnt so schon wieder an Speed und durch den Zug lasst sich das Kart in einer sanften Kurve an der Bande entlang lenken. Also: Erst stark einschlagen und dann sanft auslaufen lassen.

Sehr wichtig ist hierbei sich an den berühmten "Bremspunkt" heranzuarbeiten (auch hier hilft abkucken).
Wer spät bremst ist zwar länger schnell, verliert in der Regel aber trotzdem viel Zeit.
Wenn man später vom Gas geht fährt man Erstens einen weiteren Bogen fährt (verschenkt also wertvolle Metert) und Zweitens kommt man dabei auf den schmutzigen Teil der Strecke, was den Grip deutlich reduziert.

Hier ein paar mögliche Linien:

  • Wer zu spät bremst kann nicht an der Innenbande langfahren, verliert Zeit und öffnet seinen Gegnern die Tür zum Überholen. (Siehe Linie 1)
  • Wer zu weit innen fährt muss sehr stark abbremsen und verliert Zeit (Linie 2)
  • Wer zu früh bremst und einlenkt kann nicht so scharf einschlagen weil die Innenbande im Weg ist. Er fährt daher "seine Kurve" erst hinter der eigentlichen Kurve, er "zielt" in die falsche Richtung und muss am Ende der Kurve scharf einlenken, vielleicht sogar bremsen. Er verliert Zeit. (Linie 3)
  • Wer an der richtigen Stelle bremst und scharf einlenkt kann direkt an der Bande langfahren und "zielt" mit dem Kart am Scheitelpunkt der Kurve schon in die nächste Grade. Er kann mit Vollgas aus der Kurve herausbeschleunigen (Linie 4)

 

Kurvenlinien

Natürlich ist das nur eine Richtschnur. Kommt nach einer Linkskurve gleich wieder eine nach rechts macht es keinen Sinn am Ausgang der ersten Kurve an der Außenbande zu sein weil dies ja für die folgende Kurve die Innenbande ist, man also auf Linie 1 landen würde. Und aus diesem Grund muss man sich die Idealllinie auf jeder Strecke neu "erfahren". Man muss einfach wissen ob es besser ist vielleicht die eine Ecke etwas langsamer anzufahren damit man für die Folgende besser aufgestellt ist. Wer eine Strecke so "lesen" kann - oder einfach nur gut im Abkucken ist - kann pro Runde schon das eine oder andere Zehntel gewinnen.